Udo Diegelmann (*1959):

Rekonstruktion 5.0 (2020)

Uraufführung - Musikszenen und Doppelkonzert für Marimba (5 Oktaven), Percussion und

5 Pauken, Sopran, Bariton und Klavier

Im Mittelpunkt steht die Uraufführung des Werks Rekonstruktion 5.0 - ein Musiktheater des international renommierten Schlagzeugers und Komponisten Udo Diegelmann, der in diesem Jahr ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung erhalten hat. Es handelt sich um 5 Musikszenen mit Pauken und Marimba als Soloinstrumente sowie 2 Sängern/Schauspielern und Klavier. Eine Reminiszens Diegelmanns an den Beginn der Coronazeit in 5 Sätzen und 5 Szenen: März, April, Mai, Juni, Juli- das Hörbar-machen eines unerhörten Ereignisses, das als größte Krise seit dem 2. Weltkrieg alle zusammen und jeden Menschen einzeln betrifft.

Diegelmann spielt Marimbaphon und Percussion und wird unterstützt von Solopauker Christian Obermaier vom bayrischen Radiosinfonieorchester (München) sowie dem Frankfurter Schauspieler und Sänger Eric Lenke (u.a. Kammeroper Frankfurt).

con tempo ensemble 2020 Solisten:

5 Pauken: Christian Obermaier/alternativ: Josef Schweng 
Marimba/Percussion: Udo Diegelmann
Sopran: Florentine Schumacher/alternativ: Lena Reineke 
Bariton: Eric Lenke

Klavier/Korrepetition: Annette Schneider Co-Regie/Schauspielcoach: Ulrich Cyran

Das wahre Buenos Aires (2010)

Musiktheater nach argentinischer Literatur

Gallustheater, Di, 5. 10., Mi 6.10., Do 7.10. 2010, 20.00 Uhr

In Zusammenarbeit mit dem Unionsverlag, den namhaften ar- gentinischen Autoren Raúl Argemi, Elsa Ossorio, Eduardo Gale- ano (Uruguay), und den Komponisten Andreas Boltz, und Udo Diegelmann wurde eine Collage auf Grundlage der Bücher: "Und der Engel spielt dein Lied", "Der Ball ist rund" und "Im Himmel Tango" erstellt und kompositorisch bearbeitet. Diese drei Bücher bilden die ideale Grundlage für ein außergewöhn- liches Projekt: die Leichtigkeit des Fussballs, die Sinnlichkeit und Erotik des Tangos treffen auf die Ernsthaftigkeit argentini- scher Geschichte, zwischen Diktatur und Rinderzucht.

"Und der Engel spielt Dein Lied" von Raúl Argemi, erzählt die- Geschichte gemeiner Verbrecher, die sich zu Zeiten der Diktatur mit der Politik verbün-

den müssen, um weiter ihre Geschäfte tätigen zu können. Da hinein mischt sich ein tödli- cher Konflikt zwischen zwei Männern, dem Boss einer kleinen mafiosen Organisation und einem seiner Handlanger. Argemi bedient sich mehrerer Erzählperspektiven, Zeitebenen und präzise verknüpfter Handlungsstränge, die nicht nur her-

vorragend unterhalten, sondern fast nebenbei auch viel über Argentinien erzählen.

"Der Ball ist rund" von Eduardo Galeano erzählt virtuos und bil- derreich die Geschichte des Fußballs: eine Homage an ein volksnahes Spektakel mit anar- chischer Kraft.

Und "Im Himmel Tango" von Elsa
Ossorio ist ebenfalls eine literari-
sche Kostbarkeit aus Argentinien, dem Land eines leiden- schaftlichen Tanzes, der Rinderzucht und der frenetischen Begeisterung für einen Sport.

   

Raúl Argemi, wurde 1946 in La Plata, Argentinien, geboren. Wäh- rend Videlas Militärdiktatur wurde er verfhaftet und verbrachte zehn Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitete er als Redakteur in Patagonien und veröffentlichte 1996 seinen ersten Roman. Im Jahr 2000 zog er nach Spanien. Seither verfasste er fünf weitere Romane, die mit wichtigenPreisen ausgezeichnet wurden. Raúl Argemi zählt zu den markantesten Gegenwartsau- toren Lateinamerikas.

Eduardo Galeano, 1940 in Montevideo
geboren, ist Historiker, Journalist, Schrifts-
teller und Kulturkritiker. 1973 floh er vor
den Militärs nach Argentinien, drei Jah-
re später ging er ins spanische Exilund
kehrte erst 1985, nach Beendigung der Militärdiktatur, wieder nach Uruguay zurück.

Elsa Osorio wurde 1952 in Buenos Aires geboren und lebt seit 1994 vorwiegend in Madrid, wo sie als Journalistin, Do- zentin und Drehbuchautorin für Film

und Fernsehen arbeitet. Neben zahlreichen anderen Preisen wurde sie 1982 mit dem argentinischen "Premio Nacional de Li- teratura" für ihr Buch Ritos privados aus dem selben Jahr ausge- zeichnet. Für Reina Mugra (1990) erhielt sie den "Premio Socie- dad Argentina de Escritores" und 1992 für ihre Komödie Ya no hay hombres den Preis für das beste Drehbuch.


Das wahre Buenos Aires wurde von Udo Diegelmann auf der Grundlage von Raul Argemis Verbrecher- geschichte, Und der Engel spielt Dein Lied, entwickelt.Die Leichtigkeit des Fussballs, die Sinnlichkeit und Erotik des Tangos treffen in diesem Musiktheater auf die Ernst- haftigkeit argentinischer Geschichte, zwischen Diktatur, Gewalt und Kriminalität.
Den Komponisten Udo Diegelmann und Andreas Boltz ist die Verpflichtung zum Experiment selbstverständlich. Der Leitgedanke in Argemis Erzählung, Gut und Böse zu verwischen, kein Happy End und somit keine morali- sche Erlösung zu liefern, findet hier in dem Collagieren von Texten, Kompositionen und Szenen sein musikalisch- dramatisches Pendant.Über die Bearbeitungen traditioneller Tangos hinaus erstreckt sich das musikalische Spektrum zu Tango Nuevo Zitaten, Tango Mutationen zu zeitgenössischen individuellen Vertonungen. Neben collagierter Musik (im Kon- zept wird das Werk beider Komponisten nicht zeitlich getrennt) ist das verbindende Element dabei stets auch Argentinien, dessen Kultur und Bedeutung, die sich für uns äusserlich zunächst durch assoziative Klischees wie eben Tango, Diktatur und Fussball usw. darstellt. Diese Begriffe sind allerdings gleichzeitig Platzhalter einer inne- ren Welt, die sich auf einer Skala zwischen Sehnsucht, Geborgenheit und Schuld bewegt. Diegelmann, Boltz und Regiseur Rest knüpfen hier an und schaffen es, trotz aller Schwärze des Protagonisten El Negro, seiner tiefen Ernsthaftigkeit und Verzweiflung, das Augenzwinkern nicht zu vernachlässigen. Dabei fungiert das Trio der Sänger und Schauspieler sowohl als Erzähler, als Chor in rezitativischen Zwischenparts, unterstützt von einem geräuschintensiven perkussiven Kickertisch als Bestandteil des Bühnenbildes, und gleichzeitig als Darsteller und Protagonisten.
Die Instrumentalisten und Sänger des Ensembles con tempo bringen viele dem Text innewohnende Dimensionen ans Licht: Träume, Wünsche, Vorstellungen, Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen El Negros werden auf der Bühne nicht nur hör -, sondern mit allen Sinnen erfahrbar. Insbesondere die Sprache, Stilistik und Form Ar- gemis schreit förmlich nach einer Umsetzung in Melodie, Klang, Rhythmus, sowie, innerhalb der Inszenierung von Sebastian Rest in Farbe, Aktion und Bild.Udo Diegelmann Rohrbachstr.40 D 60389 Frankfurt

Das Ensemble:

     

Eric Lenke, Bariton

Christine Graham, Sopran
Jürgen Orelly, Bass

Tangopaar Melanie Bong und Richard Bonert.


Christoph Dorner, Flöten
Petra Woisetschläger, Piano

Udo Betz, Kontrabass
Udo Diegelmann, Marimba, Percussion
Sebastian Rest, Inszenierung